Wir leben im 21. Jahrhundert, in einer Zeit, wo wir zum Mond fliegen und uns aus dem Weltall mit dem Fallschirm stürzen. Wir leben in einer Zeit, in der Frauen und Männer gleichberechtigt sind, wir in Europa eine gemeinsame Währung haben und wir ausländische Spezialitäten liebend gern essen. Und trotzdem passieren immer wieder ungeheure Sachen, die man eigentlich einfach nur ignorieren sollte...
In der KiTa meiner Kinder sind sehr viele Kinder mit Migrationshintergrund, der Anteil liegt bei über 60%, letztes Jahr waren es 25 verschiedene Nationen, die unsere Tagesstätte besuchten. (die aktuelle Zahl weiss ich leider nicht) Wir haben Türken, Kurden, Araber, Inder, Polen, Russen und noch viele andere ganz tolle Kinder, die neugierig und sehr offen unsere Einrichtung besuchen. (dazu muss ich sagen, meine Kinder gehen in einen evangelischen Kindergarten, jeden Dienstag ist Gottesdienst, an dem auch alle Kinder teilnehmen)
Und so kam es, dass meine 3-jährige Tochter Pauline eine kleine dunkelhäutige Freundin bekam, nennen wir sie Honey. Pauline kam erst letzten Oktober in diese KiTa, und von Anfang an verstanden sich die beiden Mädchen einfach super. Honey ist ein sehr schüchternes Kind, ich habe sie noch nie auch nur ein Wort sprechen hören, sie spielt immer für sich, bis Pauline kam. Laut den Erzieherinnen spricht sie immernoch kaum, aber mit Pauline quasselt sie wahnsinnig viel, sie spielen Friseur, weil Pauline die Struktur des Haares so toll findet. "Die fühlen sich an wie Wolle!", sagte sie mal zu mir.
Nun war Honey heute bei uns zum Spielen, man was war auch aufgeregt. Aber es war total toll, erstmal ein leichtes Umgucken, dann wurde das ganze Mädchenzimmer mit Eisenbahnschienen von Lego-Duplo bebaut, Äpfel genascht, Birnen vernichtet und im Bruderzimmer unordnung gemacht.
Als ich mit den Beiden losging, um Honey zu ihrer Mutter zu bringen entstanden diese tollen Bilder
Und am Blumenladen kam uns eine ältere Dame entgegen, ich schätze sie an die 70 Jahre, sah auch etwas etepetete-mässig aus, guckt Pauline an, guckt Honey an und dann zu der Floristin "Sowas hätte das zu meiner Kindheit ja nicht gegeben-wir gehen mit N***r-Kindern Hand-In-Hand durch die Strassen!" Der Floristin fiel fast alles aus dem Geischt, schüttelte nur mit dem Kopf...und ja, ihr könnt mich gern lünchen, weil ich in Gegenwart der Kinder meinen Wortschatz nicht im Griff hatte, aber ich bin dicht an sie ran, habe ihr den Finger gegen die Nase gedrückt und habe nur gesagt "Und so ein intollerantes Arschloch wie Sie, sollte in der heutigen Zeit einfach nicht mehr leben!", habe meinen Mädels über den Kopf gestreichelt und ging weiter. Pauline schaute mich nur komisch an, sie weiss natuerlich, dass man dieses Wort nicht benutzt, aber sie stellte keine Fragen....ich dafür stellte mir ne Menge...
Wie kann so etwas sein, dass Menschen so intollerant sind? Ich würde mir so sehr wünschen, mehr Unbeschwertheit und Unvoreingenommenheit zu erleben...
Und ich bin so stolz auf meine Kinder, die keinerlei Berührungsängste haben, weder gegenüber Kindern aus dem Ausland, noch gegenüber Kindern, die körperlich oder geistig eingeschränkt sind. Ich bin stolz darauf, dass meine Kinder Freunde haben, die Selim, Efe oder Ludwina heissen. Ich bin stolz darauf, dass meine Kinder wissen, dass die Moslem an Allah glauben und dass es andere Kirchen gibt. Ich bin stolz darauf, dass meine Kinder wissen, dass nicht jeder, der vllt nicht so schnell lesen kann, wie sie selbst, dafür andere Stärken hat.
Ich bin stolz, meine Kinder zu toleranten, selbstdenkenden Menschen erzogen zu haben!!!